Alt. + 1000 hors les murs – Edgar Martins
The Wayward Line
Das Schloss Greyerz öffnet seine Tore für das Fotografiefestival Alt. +1000 in Rossinière und zeigt das Werk von Edgar Martins. In der ehemaligen Grafenresidenz präsentiert der englische Künstler Arbeiten, die den Begriff, die Darstellungen und die Veränderungen des Territoriums erkunden.
Mit seinen sorgfältig gestalteten Bildern entführt uns der Fotograf in entstehende Welten und seltsame Nicht-Territorien. Es sind die Räume der von amerikanischen Investoren im Baufieber errichteten Städte und Vorstädte, deren Entwicklung durch die Subprime-Krise jäh gestoppt wurde, und die Übungsgelände der britischen Einsatzkräfte, die Martins in abstrakten, hypnotischen Kompositionen festhält.
Kuratoren
Béatrice Andrieux et Filipe Dos Santos
Edgard Martins
Edgar Martins wurde 1977 in Portugal geboren und wuchs in Macao auf, bevor er nach Großbritannien zog, wo er heute lebt und arbeitet. Nachdem er zunächst Philosophie studiert hatte, wandte er sich der Fotografie zu und setzte seine Ausbildung in dieser Disziplin am Berkshire College of Art & Design in Reading und anschließend am Royal College of Arts in London fort, wo er einen Master in Fotografie und Bildender Kunst erwarb.
Seine Arbeiten werden seit 2001 an renommierten Orten wie dem Victoria & Albert Museum in London, dem National Media Museum in Bradford, dem Dallas Museum of Art und der Carmignac-Stiftung ausgestellt. Im Jahr 2010 widmete ihm die Fondation Calouste Gulbenkian eine erste Retrospektive in Paris und im Jahr darauf lud Macau ihn ein, seine Arbeit in seinem nationalen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig zu präsentieren.
Vom amerikanischen Westen nach Greyerz
In erstmaliger Zusammenarbeit mit dem Fotofestival Alt. +1000 in Rossinière zeigt das Schloss Greyerz eine grosse monografische Ausstellung, die dem Werk von Edgar Martins gewidmet ist. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Grafenschlosses präsentiert der englische Künstler eine Kartografie der Welt, die in poetischer Weise zwischen der Wiedergabe der Realität und anspielungsreichen metaphysischen Darstellungen schwankt.
In Übereinstimmung mit dem Festivalthema, das dieses Jahr dem Begriff des Territoriums gewidmet ist, zeigt der Künstler mehrere Bilderserien (This is not a House, A Metaphysical Survey of British Dwellings, Reluctants Monoliths, The Rate of Convergence of Two Opposing System Trajectories), in denen er die romantischen Ruinen eines verflossenen Goldenen Zeitalters, entstehende Landschaften und seltsame Nichtterritorien erkundet.
Die von Martins abgelichteten Räume der Serie This is not a House befinden sich in Städten und Vororten von Kalifornien, Idaho und Texas, die von amerikanischen Investoren aus dem Boden gestampft wurden. Doch keine menschliche Gestalt ist in diesen nach der Subprime-Krise von 2008 überstürzt verlassenen Territorien zu sehen. In diesen Bildern hält Martins die Zeit an, lässt sie stillstehen und taucht die Ruinen einer Welt, die nie Wirklichkeit wurde, ins Licht einer Ästhetik des Erhabenen.
Der Fotograf interessierte sich ebenfalls für die seltsamen "fiktiven" Räume, in denen die britischen Einsatzkräfte trainieren. In surrealistisch anmutenden Nachtaufnahmen fängt er Zementbauten mit Ladenschildern oder grell beschilderte Strassen ein. Allerdings wird die Realität dieser reinen Zweckelemente vom Künstler umgehend umgestaltet, indem er seine Bilder perspektivisch aufbaut und die Bestandteile wie einen abstrakten Formenschatz für die Komposition seiner Darstellung nutzt.