Grégory Sugnaux
data romance
Das Schloss Gruyères stellt seine Räume Grégory Sugnaux zur Verfügung, der für diesen Anlass Werke geschaffen hat, die sich als Echo auf den Genius loci verstehen. Für seine Ausstellung data romance lässt der Freiburger Künstler die historische Stätte durch den Filter einer Computersoftware laufen und legt uns eine neue, erstaunliche Interpretation zwischen Posse und Surrealität vor.
Aus der unermesslichen Bilderflut, die sich im Internet ausbreitet (anonyme Fotografien, Stockbilder oder Memes), wählt Grégory Sugnaux jene aus, die bestimmten Schlüsselwörtern entsprechen, und gibt sie in seinen Werken in virtuoser Weise wieder. Die flüchtige und vergängliche Bilderwelt der Internetkultur erstarrt auf dem Gemäuer der mittelalterlichen Burg, um unser Verhältnis zur Zeit wie unseren ungezügelten Bilderkonsum zu ergründen.
Kurator
Filipe Dos Santos
Vernissage
Donnerstag 10. März um 18.30 Uhr
Grégory Sugnaux
Grégory Sugnaux wurde 1989 in Freiburg geboren. Nach einem Besuch der École nationale supérieure des arts visuels in La Cambre (ENSAV) erwarb er 2013 einen Bachelor in Bildender Kunst an der École cantonale d'Art du Valais (ECAV) und 2017 einen Master an der Hochschule der Künste Bern (HKB). 2015 erhielt er den Kiefer Hablitzel Preis.
Seine Arbeit wurde in zahlreichen Institutionen gezeigt, darunter im Centre PasquArt in Biel, in der Kunsthalle Bern, im Kunsthaus Glarus, im Le Manoir in Martigny, in der Kunsthalle Fri-Art in Freiburg und anlässlich der Ausstellung We Suisse in Besançon. Er bespielte zudem verschiedene Off-Räume in der ganzen Schweiz und im Ausland, darunter den Wallriss in Freiburg, den Hangar9 in Genf, den Lokal-Int in Biel und den ZQM in Berlin.
data romance
Seit mehreren Jahren beschäftigt sich Grégory Sugnaux mit der Internetkultur und ihrer Ikonografie. Die Bilder, die er beharrlich online sammelt, überträgt er mit grosser Virtuosität in seine Werke. Fasziniert von der digitalen Bilderfülle, baut er eine Sammlung «armer» Bilder (Stockbilder, Internet-Memes, …) auf, Dateien von schlechter Qualität oder mit tiefer Auflösung, deren Themen zwischen Kitsch, Absurdität, Erstaunen, Horror oder Ekel schwanken und in phänomenaler Geschwindigkeit viral im Internet zirkulieren. Indem er sich diesen meist anonymen digitalen Müll durch Malerei aneignet, fordert er uns auf, ihn nicht mehr schnell über unsere Bildschirme laufen zu lassen, sondern uns die Zeit zu nehmen, ihn länger zu betrachten. Ursprünglich ohne jeden Wert, ausser dem, beim Online-Nutzer mehr Aufmerksamkeit zu erregen, erhalten die Bilder auf bemalten Leinwänden, dem klassischen Kunstträger, einen neuen Status. Sugnaux beschäftigt sich auf diese Weise mit der Natur von Bildern und ihrem Status, stellt aber auch gleichzeitig unseren ungezügelten Bilderkonsum im digitalen Zeitalter in Frage.
In seiner data romance betitelten Ausstellung spielt Grégory Sugnaux lustvoll mit der Grafenresidenz. Mit Schlüsselwörtern, die er in seine Bildersuchsoftware eingibt, oder gestützt auf seine Datenbank, greift er mit Witz, Ironie oder Kontrasten in die historischen Räume ein. Das scherzhafte Porträt eines Hunds als «Mickey Mousse» ersetzt das steife Bildnis eines mächtigen Freiburger Landvogts, eine Packung Anxiolytika kontert den auf eine Täfelung gemalten Spruch «Tout est bien qui finit bien» («Ende gut, alles gut»), eine Tischdecke mit Computercodes präsentiert sich wie ein Menü auf einem Tisch, Porträts von Rockstars kontaminieren den Musiksalon. Maskierte Figuren, fragwürdige kulinarische Zubereitungen oder bedrohliche Plüschtiere tauchen wie schalkhafte Pop-up-Fenster auf dem klassischen Rundgang auf, um mit dem Ort in Dialog zu treten und unsere Wahrnehmung zu verändern.