Loredana Sperini
Si fa sera
Im Frühling ist Loredana Sperini zu Gast auf Schloss Greyerz mit einer beschwingten, kristallklaren Ausstellung. Indem die Künstlerin von Natur aus dissonante Materialien und Formen mischt, schafft sie eine poesiereiche Mischwelt.
Ihre halb mineralischen, halb organischen Werke erinnern an Kristalle, in denen sich das Licht zu geometrischen Sinfonien bricht. Gelegentlich durch Spuren eines verletzlichen Körpers gezeichnet, enthüllen diese Edelsteine im Gegenüber mit dem alten Gemäuer flüchtige Empfindungen oder schwindende Erinnerungen.
Mit ihrer ersten Ausstellung in der Westschweiz füllt die Zürcher Künstlerin das Schloss mit visuellen Resonanzen und taucht den Betrachter in ein sanftes Abendlicht.
Filipe Dos Santos
Austellungskurator
Vernissage
Freitag 6. März um 18 Uhr
Loredana Sperini
Loredana Sperini, die 1970 in Wattwil geboren wurde, besuchte die Hochschulen für Gestaltung und Kunst in Zürich (1996–1997) und Luzern (1997–2000) und ist seit mehr als zehn Jahren in der Deutschen Schweiz und im Ausland tätig.
Auf Schloss Greyerz präsentiert die Künstlerin ihre erste Einzelausstellung in der Westschweiz.
Wenn es Abend wird
Unter dem Titel Si fa sera (Wenn es Abend wird) entführt uns die Ausstellung in eine Dämmerstimmung, wenn der Blick sich trübt und Dinge jenseits des Sichtbaren wahrzunehmen beginnt. In den Ausstellungsräumen lässt Loredana Sperini ein reiches Spiel von Resonanzen erklingen, indem sie eine persönliches Formen- und Farbenrepertoire entfaltet. Wie das durch ein Prisma gebrochene Licht tauchen farbige kristalline Facetten aus der Materie auf und breiten sich im Raum aus. Lichtspiegelungen durchdringen intensive Schwarztöne und zerspringen auf Zement, Holz oder Metall. Verschiedenenorts befreien sich verletzliche Körperteile aus der Materie und vermischen sich in einer surrealistischen Verschlingung.
Überraschend verbindet die Plastikerin Materialien, deren Vereinigung unmöglich scheint. Sie mischt Zement und Wachs, um stellenweise verschiedene Schichten einer gleichsam alchemistischen Reaktion durchscheinen zu lassen. Das Wachs ergiesst sich über Holz, um ein Netz aus farbigen Facetten zu bilden, oder hinterlässt dichte, kräftige Laufspuren. In ihren Skulpturen, die gelegentlich an Medardo Rosso, Alina Szapocznikow oder Paul Thek erinnern, sind abstrakte und figürliche Formen vereint. Wie Ausstülpungen des Realen tauchen ein Mund, eine Hand oder ein Fuss aus der Materie auf und beleben geometrische Konstruktionen.
Die Arbeit der Hand, die modelliert, kratzt, glättet und verbindet, bestimmt alle Kompositionen, welche die Künstlerin etappenweise in «Bruch-Collagen» schafft. Die Hand, die auch die Geste hervorbringt, ist eines der Lieblingsmotive von Loredana Sperini. In einem instinktiven, sensorischen Vorgehen beseitigt sie jede narrative Form zugunsten einer ihr eigenen Sprache, die stets mit dem Kontrast von Formen, Materien und Texturen arbeitet, um eine seltsame, halb organische, halb mineralische Welt zwischen Kraft und Zerbrechlichkeit zu schaffen.